Im Jahre 1895 taten sich mutige Männer zusammen, um ihren Mitbürgern bei einem Brand zur Seite zu stehen, um zu helfen, den Schaden so klein als möglich zu halten.

Im Anfang des vorigen Jahrhunderts gab es noch keine organisierte Feuerwehr. Vor allem in den Dörfern unterstützten sich die Nachbarn mit Handpumpen, meistens aber nur mit Eimern beim Bekämpfen eines Brandes. Der Erfolg dieser Bemühungen war, wie man sich denken kann äußerst gering.

Als Folge einiger größerer Brände im 18. und 19. Jahrhundert entstand die Idee, freiwillige Feuerwehren zu gründen, um gezielt und erfolgreich dem Feuer zu Leibe zu rücken.

Die Feuerwehren entstanden anfänglich aus Turnergruppen, Handwerkern und deren Gesellen sowie Landwirten. Beim Ertönen der Feuerglocken haben sich diese Personen unverzüglich von der Arbeitsstelle weg zu einem Sammelplatz oder direkt zur Brandstelle begeben.

Man kann sich gut vorstellen, wie diese Personen an der Brandstelle ankamen. Die Ausrüstung war gleich null.

Was man zur Brandbekämpfung brauchte wurde von den Nachbarn am Brandobjekt ausgeliehen, dies waren Eimer, Kübel und Leitern. Bis die Habseligkeiten beisammen waren, gab es oft nichts mehr zu Löschen. Aber eines war damals genau noch wie heute vorhanden: der Idealismus, Hab und Gut zu retten und zu schützen.

Aus Unterlagen, die uns von der Firma Metz in Karlsruhe übersandt wurden, geht hervor, dass im Jahre 1843 eine fahrbare von Pferden gezogene Spritze angeschafft wurde. Also muss die Feuerwehr in St. Leon viel älter sein, als bisher angenommen wurde.

Von 1863 ist ein Auszug aus einem Gemeinderatsprotokoll vorhanden, welches die Gründungsabsicht einer freiwilligen Feuerwehr vor 132 Jahrenbelegt. Ob es aber dazu kam ist nicht mehr nachvollziehbar. Dieses Protokoll ist im Festbuch auf Seite 103 zu sehen.

Erst am 8. Mai 1895 wurde die St. Leoner Feuerwehr als freiwillige Wehr im Bezirksamt in Wiesloch eingetragen.

1912 beschaffte die Gemeinde St. Leon ihre zweite fahrbare Spritze und eine Anhängeleiter AL12. Die Ausrüstung der Feuerwehr bestand bis zum Anfang der 40er Jahre aus Eimern, Einreisshaken, Schlauchwagen, zwei fahrbaren Spritzen und einer Anhängeleiter.

Die Feuerwehr St. Leon musste 1938 einen herben Rückschlag hinnehmen. Durch die Herren des 1.000 jährigen Reiches kam es zu unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten. Bei einer Generalversammlung fragte der Kommandant wer aus der Wehr austreten will. Von 44 anwesenden Feuerwehrmännern traten 33 aus der Wehr aus, darunter der damalige Kommandant Valentin Brecht. Grund war der Ausschluss an der Teilnahme an der Fronleichnamsprozession und die Gründung der Feuerlöschpolizei.

1943 wurde die erste Motorspritze Tragkraftspritze (TS) 8/8 mit Tragkraftspritzenanhänger in Dienst gestellt. Durch diese Anschaffung musste die Feuerwehr St. Leon in den Kriegsjahren 1944-45 nach schweren Bombenangriffen zu Löscheinsätzen nach N4 Mannheim fahren. Dazu wurde der Omnibusbesitzer Karl Heger verpflichtet. Die Älteren unter uns wissen das noch, das war der Schusterkarl.

Nun - was brachte uns die Zeit nach 1945:

Am 8. Mai 1945 war der schreckliche Krieg vorbei. Der totale Zusammenbruch musste zuerst einmal verkraftet werden.

Der Brandschutz in unserer Gemeinde war praktisch zusammengebrochen, niemand wollte jemals wieder eine Uniform tragen.

Erst der Scheunenbrand 1945 im Gasthaus zur Rose, veranlasste die damaligeGemeindeverwaltung wieder eine Feuerwehr aufzubauen.

Da sich von den alten Feuerwehrmännern die noch während des Krieges ihren Dienst versahen zu wenig meldeten, wurden die Jahrgänge 1926/27 und 28 dienstverpflichtet.

Aus diesen Jahrgängen schälte sich ein harter Kern heraus, welcher sich dann der Freiwilligen Feuerwehr anschloss, um dem Nächsten zu helfen wenn Not am Manne war. Diese sind Eugen Steger, Wilhelm Wiedemann, Fridolin Bender, Emil Bitz und Helmut Stegmüller.

Um diese Männer der ersten Stunde scharten sich vor allem junge Männer, die den Brandschutz in unserer Gemeinde neu belebten.

Das erste Feuerwehrfahrzeug - ein Opel Blitz Löschfahrzeug (LF) 8/8 - wurde am 24. Mai 1949 der Feuerwehr übergeben.

1953feierte die Feuerwehr St. Leon ihr 60-jähriges Bestehen. Dieses erste große Feuerwehrfest hatte bei der Bevölkerung großen Anklang gefunden.

Am 7.9.1959 konnte die Feuerwehr von Bürgermeister Karl Säubert eine neue TS 8/8 entgegennehmen. Die alte TS 8/8 aus dem Jahre 1943 hatte ihre Pflicht getan, mit dieser Pumpe umzugehen war immer ein Lotteriespiel.

Als Beispiel: Bei einem Brand im Gasthaus zur Post musste das Wasser aus dem Tiefbrunnen bei der Bäckerei Schmitz (Saul) entnommen werden. Wie gesagt: es war ein Lotteriespiel. Es hat halt nicht geklappt und der Knaus Wendel kam dazu. Es sagte 'Karl, wenn se net bal ogrigsch gehts Feier vun elo aus.'

Da das LF8 - der Opel Blitz - bei der TÜV Abnahme nicht mehr ganz durchkam, entschloss sich die damalige Feuerwehrführung unter Karl Bopp ein Tanklöschfahrzeug (TLF) 16 anzuschaffen. Am 23. Juli 1966 konnte Kommandant Wilhelm Wiedemann aus den Händen von Bürgermeister Keller den Schlüssel entgegennehmen. Einer der Hauptgründe warum ein Tanklöschfahrzeug angeschafft wurde war das Fehlen einer öffentlichen Wasserversorgung und die unabhängige Löschwasserversorgung war auch nicht in bestem Zustand. Durch das neue Fahrzeug verbesserte sich der Ausbildungsstand und die Schlagkraft in unserer Wehr. 1967 errang die erste Gruppe unserer Wehr das Leistungsabzeichen in Bronze, heute besitzen fast alle Feuerwehrmänner das Leistungsabzeichen in Gold.

1970 feierten wir das 75-jährige Bestehen unserer Wehr, hier wurden wir von der Bevölkerung sehr gut unterstützt. Dieses großartige Jubiläum war für viele junge Burschen ein Signal der Feuerwehr beizutreten.

1971 gründeten wir die Jugendfeuerwehr bei der Jahreshauptversammlung im Gasthaus zum Lamm. Ihr erster Jugendwart war Josef Hlawatsch der über 20 Jahre dieses Amt mit großem Erfolg leitete. Die jetzige Feuerwehrführung geht aus der damaligen Jugendwehr hervor.

Das alte Spritzenhaus am Rathaus war den Anforderungen nicht mehr gewachsen. So konnte nach schwierigen Verhandlungen um die Standortfrage endlich im Frühjahr 1975 Richtfest gefeiert werden. Am 15. November 1975 konnte Kommandant Wiedemann von Herrn Bürgermeister Helmut Martin den Schlüssel für ein neues Feuerwehrhaus entgegen nehmen.

1979 wurden wir mit Funkmeldeempfängern und Funk ausgerüstet.

1980 hatten wir eine Mannschaftsstärke von ca. 50 Mann. Die brachte das Problem mit sich zusätzlich Material sowie Einsatzkräfte zur Einsatzstelle zu bringen.

Zu dieser Zeit siedelten sich einige kleinere und größere Betriebe im Ort an. Aus diesen Gründen entschloss sich die Feuerwehrführung unter Kommandant Wiedemann, bei der Gemeinde den Antrag auf ein zweites Löschfahrzeug zu stellen, welchem auch stattgegeben wurde.

Am 19. Oktober 1980 wurde ein neues LF 8/8 in Dienst gestellt. Trotz dieser Anschaffung war das Problem wie wir unser Personal zur Einsatzstelle bringen sollen noch nicht zu unserer Zufriedenheit gelöst. So entschloss sich der Feuerwehrausschuss unter Kommandant Rudolf Müller im Jahre 1981 einen gebrauchten VW Bus zu ersteigern. Dieses Fahrzeug wurde von einigen Feuerwehrmännern ganz auseinandergenommen, fast alle Teile wurden erneuert, das Fahrzeug lackiert und mit Sondersignalen ausgestattet, ein Hilfeleistungssatz eingebaut und in Dienst gestellt; wir hatten ein MTF aber kein Geld mehr.

Auf Grund der Erstellung von mehrgeschossigen Wohnhäusern in der Gemeinde St. Leon-Rot wurde es 1985 erforderlich, eine 3-teilige Schiebleiter anzuschaffen. 1988 stellte der Feuerwehrausschuss unter Kommandant. Müller bei der Gemeinde St. Leon-Rot den Antrag auf Ersatzbeschaffung für ein neues TLF 16/25.

1989 mussten wir unseren gebrauchten VW-Bus durch ein neues Mannschaftstransportfahrzeug ersetzen. Mit Unterstützung der Gemeinde und wieder mit Eigenmitteln aus der Kameradschaftskasse wurde ein modernes Fahrzeug angeschafft.

Das nun bereits 25 Jahre alte TLF 16/24 wurde an die Werksfeuerwehr Kolbenschmidt abgegeben, und durch ein neues TLF 16/25ersetzt. Am 19. Mai 1991 wurde dieses neue Fahrzeug von Herrn Pfarrer Schmidt feierlich geweiht. Im Anschluss an die kirchliche Weihe konnte Kommandant Willi Hofmann von Herrn Bürgermeister Martin den Schlüssel übernehmen. In diesem Fahrzeug befand sich ein Spreitzer sowie eine Rettungsschere, die Ausrüstung wurde noch durch Hitzeschutzkleidung und Vollschutzanzüge ergänzt.

Im Jahre 1995 feierte die Freiwillige Feuerwehr St.Leon ihr 100 jähriges Bestehen, dies war ein grosses Ereignis in der Gemeinde.

Beim Festbankett im Harres Sport und Kulturzentrum, wurde die neue Feuerwehrfahne an die ersten Fahnenträger, Andreas Kamuf, Bernd Kerle und Jürgen Kamuf übergeben. Die Ehrendamen Sabine Urbanetz, Beate Bitz und Rebekka Bechberger sowie die Altersmannschaft überreichten der Feuerwehr jeweils einen Fahnenbanner. An den Festtagen wurde ein großer Zapfenstreich gespielt. Ein Festumzug unter der Beteiligung von benachbarten Feuerwehren und den Ortsvereinen mit insgesamt 68 Gruppen, sowie ein Heimatabend mit den Ortsvereinen wurde durchgeführt.

Im Jahre 1996 feierte die Jugendfeuerwehr St.Leon ihr 25-jähriges Jubiläum, aus diesem Anlass wurde von der aktiven Wehr der Jugendfeuerwehr ein Jugendwimpel übergeben.

1997 erfuhren wir dann, dass unsere alte Feuerwehrfahne wieder aufgetaucht war.

Der erste Hinweis über den Verbleib der Fahne kam im September 1997 aus Frankreich von der „Edition et Expertise Antipuitès Historiques et Militaires" in Straßburg. Der Händler teilte uns mit, daß in Straßburg ein Trödelmarkt stattfindet, wo wir die Fahne zum o.g. Preis erwerben könnten. So wurde kurzfristig eine Fahrt nach Straßburg organisiert, wo von unserer Feuerwehr die Fahne gekauft wurde. Der Händler teilte uns noch mit, dass er die Fahne auf einem Trödelmarkt in Nizza gekauft hatte. Nachdem die Feuerwehrfahne 1923 für die Feuerwehr St.Leon eingeweiht wurde, „entführte" sie 1945 ein französischer Offizier aus dem St. Leoner Rathaus. Nachdem der Offizier verstorben war, so ist zu vermuten, wurde die Fahne von dessen Nachkommen weiterverkauft. Von 1945 bis 1997 war die Fahne in St.Leon nicht mehr gesehen worden. Nachdem sich das „Alte Stück" nun wieder in unserem Eigentum befand, wurde der Rat eines Fachmannes eingeholt. Er stellte fest, dass die Fahne in keinem sehr guten Zustand war, und restauriert werden sollte. Wir waren uns aber sofort einig, dass die Fahne als Teil unserer Geschichte erhalten werden musste. Diese Arbeiten wurde dann auch, nach seinen Empfehlungen durchgeführt, sodass wir ab 1997 wieder eine schöne alte Feuerwehrfahne hatten. 1998 wurde dann die alte Feuerwehrfahne der Bevölkerung in restauriertem Zustand vorgestellt.

Von einer Militärfahne zur Feuerwehrfahne

Die alte Feuerwehrfahne von St.Leon hat einen ganz eigenartigen Ursprung:

Die Fahne wurde im Jahre 1911 für den Militär-Krieger-Verein von St.Leon gestickt, der 1886 gegründet wurde. Dies belegen die beiden Jahreszahlen, welche hinter den jetzigen Jahreszahlen 1895 und 1923 gefunden wurden. Auch der Schriftzug „Militär-Krieger-Verein" wurde hinter dem Schriftzug „Freiw. Feuerwehr" entdeckt. Anfangs der 20er Jahre wurde dann der Militär-Krieger-Verein aufgelöst, denn 1923 wurde die Fahne schließlich für die Freiwillige Feuerwehr St.Leon umgeändert. Dies geschah in einem Kloster, was aus der Art der verwendeten Stoffe ersichtlich ist. Die Umarbeitung erfolgte, indem Teile der Ursprungsfahne abgelöst bzw. mit feuerwehrtypischen Zeichen und Schriftzügen belegt wurden. Die Angaben basieren sowohl auf den Feststellungen der Fahnenstickerei Buri bei der Restauration, auf historischen Quellen sowie teilweise auf Vermutungen, die aus vorhandenen Tatsachen geschlussfolgert werden können.

1999 wurde dann die Alarmierungstechnik auf ein digitales Alarmierungsverfahren umgestellt.

Im Januar 2000 wurde eine neue TS 8/8 mit Elektrostarter angeschafft.

Seit Anfang 2001 besitzt die Feuerwehr St.Leon eine eigene Homepage (http://www.feuerwehr-stleon.de) Webmaster ist Andreas Seifert.

Heute im Jahre 2002 besteht die Feuerwehr St.Leon aus 52 aktiven Kameraden, davon 3 Frauen. 16 Kameraden sind unter der Leitung von Hermann Hofmann in der Altersmanschaft. Die Jugendfeuerwehr besteht aus 21 Jungen und 3 Mädchen. Der jetzige Jugendwart ist Stephan Bechberger. Der derzeitige Kommandant ist Willi Hofmann, und sein Stellvertreter Manfred Bitz.

Alles in allem musste die Gemeinde viel Mittel aufbringen, um diese Geräte anzuschaffen, sie waren auch dringend nötig, um der Bevölkerung schnell zu helfen, wenn Not am Mann war.

Die Ausrüstung, der Fahrzeugpark und die Ausbildung gleichen nicht mehr jenen, wie sie mit Eimern, Handpumpen und Leitern uns von alten, längst verstorbenen Feuerwehrmännern beschrieben wurden.

Aber es kann nicht allein der technische Fortschritt sein, der das Ansehen der Feuerwehren so sehr steigen ließ.

Man darf nie vergessen, dass die Pioniere des Feuerwehrwesens zu ihrer Zeit nicht selten belächelt wurden. Nur wenige standen dieser Idee einer schlagkräftigen Feuerwehr zum Wohle der ganzen Bevölkerung positiv gegenüber.

Nicht nur der Fortschritt auf dem Gebiet der Fahrzeuge und ihrer Beladung haben das Ansehen der Feuerwehr gehoben, es sind auch die Charaktereigenschaften:

Mut, Opferbereitschaft und Idealismus, die der Bevölkerung imponierten. Es ist jedem von uns bekannt, dass der Feuerwehrmann trotz modernsten Geräten bei jedem Einsatz immer aufs neue gefordert wird. Spätestens nach der Ausbildung zum Truppmann und Truppführer weiß er, wie groß das Risiko ist, das er eingeht, dass er oftmals gar sein Leben aufs Spiel setzt um anderen zu helfen.

Um dieses Risiko so klein wie möglich zu halten, muss bei Übungenmit Leitern, Pumpen, Atemschutzgeräten, Funkgeräten und so weiter, geprobt werden, damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt.

Feuerwehrmann kann nur werden, wer gewillt ist, sich unterzuordnen, Anweisungen exakt auszuführen, nicht vorher fragt was finanziell dabei heraus springt, und gewillt ist, sich für andere einzusetzen nach dem Motto 'Einer für Alle, Alle für Einen', jedoch ist Tollkühnheit fehl am Platz.

Jeder Feuerwehrmann muss heute überall einsetzbar sein. Er muss sich in allen Ausrüstungs- und Einsatzarten auskennen.

Heute sind 10-15% aller Einsätze Brandeinsätze, alles andere sind technische Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen und Ölunfällen, das Setzen von Ölsperren, Beseitigen von Ölspuren, Kellerauspumpen, um nur einige zu nennen. Bei diesen verschiedenen Einsatzarten muss sich ein Gruppenführer oder Zugführer ganz schnell entscheiden welche Einsatzmöglichkeit oder welches Gerät er einsetzt.

Unsere Gemeindeverwaltung tut alles, um unsere Ausrüstung auf dem modernstem Stand zu halten, damit schnell geholfen werden kann. Dem Bürgermeister sowie dem Gemeinderat ist es zu danken, dass unsere Wehr gut ausgerüstet ist.

 

Zusammenstellung:

Rudolf Müller, Ehrenkommandant